Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn,
daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. […].

Nietzsche, Friedrich: Jenseits von Gut und Böse. Aph. 146

Happy Birthday Dunkelraum!

Der Jubiläumsmonat neigt sich dem Ende zu und nunmehr ist Dunkelraum.de zwei Jahre alt – zugeben, fast zwei Jahre alt, denn der erste Artikel erschien am 27.02.2006, aber um in der Tradition der sonntäglichen Artikel zu bleiben, ziehen wir die Gratulation zum zweijährigen Jubiläum geringfügig vor.
Vieles ist in den letzten beiden Artikeln über Dunkelraum geschrieben worden und es soll nun an dieser Stelle nicht alles wiederholt werden, vielmehr darf nun jeder Leser Einfluss auf die Zukunft von Dunkelraum nehmen, in dem er an der großen und selbstverständlich anonymen Leserbefragung teilnimmt:

Umfrage beendet

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An inside look for outsiders (II)

Einer von Chrisens überaus einnehmenden Charakterzügen ist und war schon seit Beginn unserer Freundschaft, dass er immer wieder neue und ungewöhnliche Ideen und Projekte entwickelt, für die er Begeisterung zu wecken sucht. Im Fall von Dunkelraum hatte er damit bei mir leichtes Spiel.
Zu Anfang hatte ich keine genau Vorstellung davon, wie Dunkelraum aussehen würde, wusste nicht, wie es gelingen sollte, Aufmerksamkeit zu gewinnen oder ob das Ganze ein „Erfolg“ werden würde – nicht im Sinne von wirtschaftlichem Gewinn, denn der war nie Thema, sondern ob der Blog etwas werden würde, das jemandem etwas bedeutet, ob wir irgendwem etwas geben könnten woran wir auch selbst wachsen würden.
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An inside look for outsiders (I)

Würde man mich nach meiner Motivation befragen, die dazu führte, dass ich Dunkelraum.de in die Welt setzte, so könnte ich es kaum auf einen einzelnen Nenner bringen. Der gewichtigste Grund für dieses Unternehmen ist allerdings offenbar: Es ist die Liebe zur Philosophie, oder anders gesprochen, die philia zur sophia.
Dieser Liebe einen öffentlichen Raum zu geben, in der Hoffnung, dass sie andere in ähnlicher Weise bereichern wird, wie sie mich unablässig bereichert, ist eine der treibenden Kräfte gewesen. Und hier besteht genau genommen kein Grund für eine Vergangenheitsform, denn auch heute, hier und jetzt ist es für mich noch in gleicher Weise die treibende Kraft, wie vor knapp zwei Jahren, als dieses Unterfangen seinen Anfang nahm.
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Februar, ein besonderer Monat

In diesem Monat wird Dunkelraum.de als Philosophieblog zwei Jahre alt. Ein Anlass, der danach fordert, angemessen zelebriert zu werden, denn in den vergangenen zwei Jahren wurde Dunkelraum.de von abertausenden Besuchern besucht und jeden Tag kommen hunderte neue hinzu. Was als kleines Experiment begann, ist längst den Kinderschuhen entwachsen. Für viele Leser ist es die Seite geworden, auf der sie Sonntag für Sonntag ihr philosophisches Häppchen genießen.
Zwei Jahre sind (zumindest für diese Seite) eine lange Zeit. Grund genug inne zuhalten, darüber nachzusinnen, was aus Dunkelraum.de geworden ist und was im dritten Jahr aus der Plattform werden soll. Aus diesem Grund erscheinen diesen Monat keinerlei philosophische Artikel, sondern die beiden kommenden Sonntage werden stattdessen die Autoren ihre Gedanken über Dunkelraum unter dem Motto An inside look for outsiders der Öffentlichkeit preisgeben. Am letzten Sonntag des Monats, dem eigentlichen zweijährigen Jubiläumstag, wird nicht nur eine Zeitmaschine bereitgestellt werden, um einen Blick auf Dunkelraum.de im Jahr 2001 zu werfen, lange bevor es ein Philosophieblog wurde, sondern auch eine große Umfrage unter den Lesern begonnen werden, die über die Zukunft von Dunkelraum entscheiden wird.

Das ethische Dilemma der Sterbehilfe

Eines der zentralen Themen der ethischen Debatten der letzten Jahre war das Problem der Sterbehilfe. Die Debatte fand und findet nicht nur in der Philosophie statt, sondern findet ebenfalls Beachtung im politischen und gesellschaftlichem Raum.
Das ethische Problem der Sterbehilfe ist dabei keines, was man zuvorderst einer bestimmten Ethik anrechnen sollte, sondern es entsteht gerade dort, wo unterschiedliche ethische Strömungen aufeinander treffen. Das ethische Problem ist demnach kein Problem einer einzelnen Ethik, sondern der Vielzahl der Ethiken geschuldet.
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Zwei Menschen lieben einander.
Welches Bild werden wir mit diesem Umstand assoziieren?
Eine Frau und ein Mann, zwei Frauen, zwei Männer – gleichviel. Sie heiraten oder heiraten nicht, sie gründen einen gemeinsamen Haushalt oder verbleiben in zweien. Sie bekommen (durch Schwangerschaft oder Adoption) ein Kind, zwei, drei oder keins. Sie bilden auf die eine oder andere Weise eine Lebensbewältigungsgemeinschaft und leben glücklich in eine Zukunft hinein, die für unsere Zwecke belanglos ist.
Jeder wird entsprechend seiner Neigung eine Vorstellung nach dem obigen Muster haben und die Meisten leben in der Hoffnung auf die Möglichkeit, diese Vorstellung Wirklichkeit werden zu lassen, nach Möglichkeit für immer.

Warum?
„“ weiterlesen

Die Idee der Vollautomatisierung in der Antike

Schon seit geraumer Zeit wird unsere industrielle Entwicklung oftmals mit der Tendenz zur Vollautomatisierung beschrieben. Tatsächlich werden immer mehr Produkte von immer weniger menschlichen Händen hergestellt. Einzelne Arbeitsschritte bishin zu einem vollständigen Produktionszyklus werden an Maschinen ausgelagert, die den eigentlich herstellenden Menschen überflüssig machen. Die einzigen, die übrig bleiben, sind jene, die die Maschinen entwickeln und instand halten. Diese Berufe tauchen keineswegs unvermittelt in der Moderne auf, seit der Mensch Maschinen benutzt, wie beispielsweise einen Webstuhl, gibt es sie. Die Aufgaben wurden also keineswegs in der Moderne vom Herstellen zum Entwicklen und Erhalten umgeschichtet, sondern die Herstellenden verschwanden einfach aus dem Produktionszyklus, da sie überflüssig geworden waren.
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Bruder Gallio, alle wollen glücklich leben, aber sie sind verblendet zu erkennen, was es ist, was das glückliche Leben macht; und zumal es nicht leicht ist das gute Leben zu erlangen, deswegen tritt jeder weiter von diesem zurück, desto eiliger er zu jenem hineilt, wenn er vom Weg abgefallen ist.

Seneca: De vita beata (dt. Über das glückliche Leben). I, 1. Übersetzung von mir. lat.: Viuere, Gallio frater, omnes beate uolunt, sed ad peruidendum quid sit quod beatam uitam efficiat caligant; adeoque non est facile consequi beatam uitam ut eo quisque ab ea longius recedat quo ad illam concitatius fertur, si uia lapsus est.

Rituale

In seinem Roman Rituale schildert Cees Nooteboom die Welt und Sichtweise von Inni Wintrop. Dieser Mann treibt nach einem glücklosen Selbstmordversuch mit einer distanzierten Neugier durch das Amsterdam der sechziger und siebziger Jahre und beobachtet die Rituale der Menschen.
Zuletzt langt er bei der Überzeugung an, „[d]as Universum [käme] recht gut ohne die Welt aus“(1), die Welt ohne Menschen wohl eher besser als schlechter, und die Menschheit problemlos ohne ihn selbst. Vor dem Hintergrund dieser Einstellung zur Welt empfindet er eine Art von Freude am offensichtlichen Niedergang um ihn herum, am politischen, ökonomischen und ökologischen Kollaps; er sieht die Welt in Flammen stehen und erfreut sich an der Schönheit des Funkenfluges in der Nacht kosmischer Bedeutungslosigkeit.
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