Auf den ersten Blick zeichnet sich das Schüler- und Lehrerverhältnis vor allem dadurch aus, dass eine markante Asymmetrie im Wissen den Einen zum Lehrer macht und die Anderen zu Schülern. Jedoch ist die Frage berechtigt, inwiefern es sich hierbei wirklich um eine starre hierarchische Struktur handelt.
Lehrt der Lehrer lediglich und überlässt das Lernen den Schülern? Es wäre sicherlich zu weit gegriffen den Wissensunterschied von Lehrer und Schülern nivellieren zu wollen, da er offensichtlich vorhanden ist und konstitutiv auf die Rolle als Lehrer und Schüler wirkt. Dennoch scheint an dem Ausspruch, dass der Lehrer im Unterricht mindestens so viel lernt wie der Schüler, etwas Wahres zu sein, denn wo immer Menschen zusammentreffen entstehen Möglichkeiten neues Wissen zu erwerben, sei es durch eine fruchtbare Diskussion, beispielsweise in einem philosophischen Seminar zwischen Lehrkörper und Studenten, sei es durch repetieren des eigenen Wissens im Versuch einen Sachverhalt zu erklären (denn erst hier werden Lücken offenbar, wo man zuvor keine vermutet hätte), sei es, dass die soziale Kompetenz im Umgang mit den Schülern geschult wird oder einfach nur der horizonterweiternde Umstand fremde Sichtweisen zu erfahren. Diese Liste könnte sicherlich beliebig verlängert werden, doch diese exemplarischen Beispiele sollen an dieser Stelle genügen.
Freilich kann nur derjenige lernen, der offen dafür ist, dies gilt für Lehrer und Schüler gleichermaßen. Der überhebliche Lehrer wird vermutlich genauso wenig lernen, wie der überhebliche Schüler, der meint, ohnehin bereits alles notwendige über die Welt zu wissen.
Schon Konfuzius sagte, dass überall wo er mit anderen Menschen zusammentraf er seinen Lehrer unter ihnen fand (Lunyu 7.21).
Jedes Zusammentreffen ist eine Chance zum Lernen, so versteckt sie auch sein mag, sie ist vorhanden und wartet nur darauf genutzt zu werden.
2 Antworten auf „“
Kommentare sind geschlossen.
Ich glaube, ich habe es auch geschafft, von schlechten, überheblichen bzw. UNSICHEREN Lehrern noch zu lernen.
Als ich mit 12 Jahren (1972) von der Stadt (Frankfurt a.M.) auf das Land (Westerwald) umgezogen wurde, war ich für die Lehrer da wohl so etwas wie ein Ausserirdischer. Mit meiner Einstellung kamen die wenigsten von Ihnen klar. Und ich hatte ERNSTHAFTE Probleme mit der "Befehlsstruktur" des ländlichen Gymnasiums…
Was ich gelernt habe? Leider (auf Dauer) nicht genug Mathematik, Fremdsprachen oder anderes Schulwissen. Das musste ich zwangsweise auf anderen Schulen, in einer anderen Zeit nachholen. Aber über die Lehrer und Mitschüler dort habe ich viel gelernt. Das nicht jeder ein Vorbild Kraft seines Amtes ist, zum Beispiel. Aber auch, dass es Menschen gibt, die sich trotz Gegenwind Mühe geben, zu helfen. Jetzt, 2007, sind die Unterschiede zwischen Stadt und Land nicht mehr so gravierend wie damals. Aber eines bleibt: Das Vermitteln von Wissen kann keine maschinelle Funktion zwischen Menschen sein; die Sympathie (oder auch das Gegenteil davon) und die gegenseitige Akzeptanz trägt stark zum Ergebnis der Wissensweitergabe bei.
Und Erwachsene benehmen sich da oft nicht anders als Kinder…
softanarcho
PS. Hab‘ dich in meine Blogroll aufgenommen, wenn’s recht ist…
Das ist mal schön geschrieben Chris.
Eine weiser Mann sagte einst :
Wir lehren was wir lernen wollen.
Damit hat er irgendwie recht.
In meinen Seminaren tauchen immer wieder Fragen auf, die mich als Lehrer auch an meine Grenzen bringen. So tragen meine Schüler dazu bei, meinen eigenen Horizont zu erweitern. Dies ist ein harmonisches Geben und Nehmen.