Bruder Gallio, alle wollen glücklich leben, aber sie sind verblendet zu erkennen, was es ist, was das glückliche Leben macht; und zumal es nicht leicht ist das gute Leben zu erlangen, deswegen tritt jeder weiter von diesem zurück, desto eiliger er zu jenem hineilt, wenn er vom Weg abgefallen ist.

Seneca: De vita beata (dt. Über das glückliche Leben). I, 1. Übersetzung von mir. lat.: Viuere, Gallio frater, omnes beate uolunt, sed ad peruidendum quid sit quod beatam uitam efficiat caligant; adeoque non est facile consequi beatam uitam ut eo quisque ab ea longius recedat quo ad illam concitatius fertur, si uia lapsus est.

„Was nicht gar! Wie die Menschen uns Götter nun wieder verklagen!
Wir seien Spender des Unheils, sagen sie, wo sie doch selber Leiden
empfangen durch eigene Torheit und mehr als vom Schicksal!“

Homer: Odyssee. Übers. v. Anton Weiher. 11. Auflage. Düsseldorf: Artemis & Winkler Verlag, 2000. (= Sammlung Tusculum): I 32-34

Wir wissen nicht,
ob wir irgendetwas wissen,
oder ob wir nichts wissen.

Metrodoros von Chios

frei nach Cicero: Academica Priora, II, 72: Is, qui hunc maxume est admiratus, Chius Metrodorus initio libri, qui est de natura: nege, inquit, scire nos sciamusne aliquid an nihil sciamus, ne id ipsum quidem, nescire aut scire, scire nos, nec omnino sitne aliquid an nihil sit.

Wir suchen überall das Unbedingte,
und finden immer nur Dinge.

Novalis: Blüthenstaub. In: Novalis. Das philosophisch-theoretische Werk. Hrsg. von Hans-Joachim Mähl. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1999. S. 227 (= Novalis. Werke, Tagebücher und Briefe Friedrich von Hardenbergs, Bd. 2).

Die Frömmigkeit entspricht dem Wunsch,
um jeden Preis in der Welt eine Rolle zu spielen.

Montesquieu. Meine Gedanken. Mes pensées – Aufzeichnungen. München: Carl Hanser Verlag. (2000). S. 7

Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem:
den Selbstmord.

Camus, Albert: Der Mythos des Sisyphos. Übersetzt von Vincent von Wroblewsky. Reinbek: Rowohlt Verlag, 1999. S. 11

Schopenhauer und der Egoismus der Menschen

Es gibt wenig Dinge. welche so sicher die Leute in gute Laune versetzen, wie wenn man ihnen ein beträchtliches Unglück, davon man kürzlich getroffen worden, erzählt oder auch irgendeine persönliche Schwäche ihnen unverhohlen offenbart – charakteristisch! –

Schopenhauer, Arthur: Parerga und Paralipomena. Aphorismen zur Lebensweisheit. Hrsg. von Frhr. v. Löhneysen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, o.J. (= Sämtliche Werke, Bd. IV). S. 548

Sokrates nach seinem Todesurteil

Jedoch, es ist Zeit, daß wir gehen, ich, um zu sterben, und ihr, um zu leben. Wer aber von uns beiden zu dem besseren Geschäft hingehe, das ist allen verborgen außer nur Gott.

Platon: Apologia Sokratous. 42a (Übers. v. Friedrich Schleiermacher)

Zunächst sehe ich mich durch die menschenleere Einsamkeit, in die mich meine Philosophie geführt hat, in Schrecken und Verwirrung gesetzt; ich könnte mir einbilden, ich sei ein seltsames, ungeschlachtetes Ungeheuer, das, nicht geeignet, sich unter die Menschen zu mischen und mit den Menschen zu leben, aus allem menschlichen Verkehr ausgestoßen worden und völlig allein und trostlos gelassen worden ist.

Hume, David: Ein Traktat über die menschliche Natur. Buch I. Über den Verstand. Hrsg. von Reinhard Brandt. 2. Auflage. Hamburg: Felix Meiner Verlag, 1989. S. 342, Teil IV, Abs. 7

Schweigen will gelernt sein

si tacuisses, philosophus mansisses

Wenn Du geschwiegen hättest, wärest Du Philosoph geblieben.

Boethius. Consolatio philosophiae (dt. Trost der Philosophie). II, 7