Aristophanes, ein griechischer Komödiendichter, berichtet im platonischen Dialog Symposion über die Enstehung der Liebe.
Einst waren die Menschen nicht wie sie heute sind. Sie verfügten über vier Arme, vier Beine und einen Kopf mit zwei Gesichtern; in dieser Erscheinungsform waren sie kugelrund. Diese ursprünglichen Menschen wollten sich in ihrem Übermut den Weg zum Himmel bahnen. Für diesen Frevel zerschnitt Zeus die Menschen in zwei Hälften und befahl Apollon deren Haut über die Schnittstellen zu ziehen und zusammenzubinden.
Getrennt voneinander, begehrten die Menschen nicht länger den Himmel, sondern sehnten sich nach dem Anderen und suchten ihn. Wenn sie glaubten ihn gefunden zu haben, schlangen sie die Arme um ihn, in der Sehnsucht wieder ganz eins mit ihm zu werden.
So angenehm symbiotisch es auch klingen mag und es der geläufigen Meinung entgegenkommt, dass man in der Liebe seine andere Hälfte sucht, so bleibt die Liebe hier dennoch eine göttliche Strafe. Sie kann niemals zu ihrer Erfüllung gelangen, niemals kann das Streben (die Liebe) nach der verlorenen Einheit gänzlich erfüllt werden. Es bleibt nichts, als die verzweifelte Umarmung, von der wir noch nicht einmal wissen, ob wir sie wirklich unserer verlorenen Hälfte widmen. Über all‘ dem bleibt keine Zeit und keine Kraft mehr nach dem Himmel zu streben – das ist der Sinn und Zweck der Strafe.
in: Platon. Symposion. 189a-193d