Wenn man über vergangene Wochen, Monate oder Jahre zurückblickt, geschieht es wohl allzu oft, dass man die Entscheidungen und Reaktionen vergangener Tage mit Befremdung betrachtet. Man wird vielleicht nicht mehr recht nachvollziehen können, warum man dies oder jenes gesagt oder getan hat und hart mit sich ins Gericht gehen. Manche Entscheidungen mögen aus Angst oder Unsicherheit so getroffen worden seien, bei anderen wird man sich rückblickend wundern, wie man so kurzsichtig sein konnte, so blind gegen die offensichtlichen Folgen, und man wird sich zuweilen wünschen, diese Entscheidung korrigieren zu können, wohl wissend, dass es keinen Weg mehr zurück gibt.
So quälend und sinnlos solche Momente der Reflexion zuweilen scheinen mögen, so notwendig sind sie für den Lernprozess:
Man überdenkt das eigene Handeln und erkennt, dass es voller ungünstiger Entscheidungen und Unsicherheiten war. Die bessere Wahl liegt jedoch nur bei der Rückschau auf der Hand, denn die Konsequenzen des eingeschlagenen Weges sind nun offenbar. Kenntnisse und Wissen, mit welchen wir jetzt den Entschluss von damals beurteilen, standen zu jenem Zeitpunkt jedoch noch nicht zur Verfügung.
Es wäre offensichtlich absurd, sich nach der Ziehung der Lottozahlen rückwirkend vorzuwerfen, dass man diese Zahlen noch nicht kannte, als man den Schein ausgefüllt hat. Eine letztlich ungünstige Entscheidung zu betrauern und sich diesen Fehler nicht zu verzeihen, wenn man doch nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat, wäre wohl in vergleichbarer Weise unvernünftig und hartherzig.
Es ist und bleibt dennoch wichtig, ein waches Auge für die eigenen Fehler der Vergangenheit zu haben, denn nur so kann man sich selbst in seiner Fehlbarkeit erkennen und bessern aber nicht zuletzt auch annehmen. Man wird immer wieder Entscheidungen treffen, die man rückwirkend anders beurteilt; aber dies bedeutet nicht viel mehr, als dass man seitdem gelernt hat, dass man sich entwickelt und die eigenen Fähigkeiten gewachsen sind.
Heute besser zu wissen, was man gestern hätte tun sollen ist nicht mehr als ein Indiz dafür, dass der Tag nicht spurlos an einem vorbeiging, dass man in der Zeit etwas hinzu gelernt hat. Die Erfahrung des eigenen Fehlens kann einen Gewinn bedeuten, die Unfähigkeit sich dieses zu verzeihen hingegen nie.
Kierkegaard schreibt, dass Leben nur rückwärts verstanden werden kann, jedoch vorwärts gelebt werden muss. Um sich zu vergewissern, dass man auf dem richtigen Weg ist, braucht man einen kritischen Blick auf die bereits getanen Schritte, doch wer sich nur auf die eigenen Spuren konzentriert, verliert den Mut und den offenen Blick dazu, sie fortzusetzen.
Lieber Tom,
das hat mir geholfen! Die Lottozahlen! Jetzt endlich ist mir klar geworden, wie unsinng es ist, mich fuer vergangene Fehler zu beschuldigen, die Zeit zurueckdrehen zu wollen!!
Danke fuer dieses leicht verstaendliche Bild von dem endlos sich drehenden Unsinn, der sich da aus dem dauernden Rueckblick ergibt.
Auf gehts, auf all den Erfahrungen aufbauend, vorwaerts gelebt!