Die Frage, wozu Kunst denn nun eigentlich gut sei, klingt vielleicht zunächst absurd, doch kommt man nicht daran vorbei, wenn plötzlich vom Ende der Kunst die Rede ist.
Was geht da zu Ende und warum?
Was hat es vorher gemacht und wer hat es sich ausgedacht?
Viele Philosophen haben sich diese Frage gestellt und versucht eine Antwort darauf zu finden, was Kunst ausmacht und was ihr Zweck sei.
Kant oder Schiller etwa haben versucht zu beweisen, dass die Kunst, ähnlich wie die Natur, uns vor Augen führt, dass wir einerseits vergänglich sind, andererseits aber auch an Erkenntnis und Vernunft teilhaben. Dies, so ihre Auffassung, befördert die Selbsterkenntnis und führt letztlich dazu, dass wir besser verstehen, was wir sind.
Nietzsche fand erst, die Kunst könne das Leben ästhetisch rechtfertigen, das eigentlich absurd und insofern unerträglich sei, entschied aber später, dass er damals zu viel Wagner gehört habe und das Leben gar nicht gerechtfertigt werden müsse. Der Künstler, sei also nur dafür zuständig, seine Möglichkeiten zu realisieren und sich und das Leben darin immer weiter zu steigern.
Heidegger war der der Ansicht, die Kunst versöhnt uns mit dem Alltagsgegenständen, indem sie sie aus dem Fluss von Reproduktion und Ersetzbarkeit herausnimmt und sie als individuelle Dinge zeigt. So wirke sie der Illusion der technisierten Welt entgegen, die den Tod aus ihrem Horizont gedrängt hat und in der der Mensch sich – als sterbliches Wesen – nicht erfassen kann.
Dies alles ist äußerst knapp geschildert und man mag mir vorwerfen, dass ich den genannten Herren nicht gerecht werde, wenn ich sie so verkürzt darstelle. Ich wollte jedoch keine erschöpfende Vorstellung ihrer Ästhetischen Theorien geben, sondern lediglich aufzeigen, wofür Kunst schon gehalten wurde.
Heute stehen wir etwas verlegen vor der Totschlagvokabel Postmoderne, und die Frage was Kunst sei wird in hundert Büchern nicht geklärt.
Müssen wir aus Kunst etwas lernen und wenn ja, was?
Wie wehrt man sich dagegen, dass ein Künstler auf etwas zeigt und es damit zu Kunst macht?
Sicherlich können wir uns nicht en passant auf eine Definition von Kunst einigen, aber was tut Kunst mit uns? Warum machen Menschen (auf welche Art auch immer) Kunst und warum sehen oder hören wir sie uns an? Werden wir dadurch tatsächlich bessere Menschen oder zerstreut es uns einfach nur für eine Weile? Schauen wir darin die Ideen, die man nur mit der (alltäglichen) Sprache nicht vermitteln könnte oder bewundern wir nur vollendetes Handwerk?
Sich zu wehren ist wohl einfach, man muss sich einfach seiner Anssicht nicht anschliessen. Vielleicht können wir uns nie wieder auf eine Definition von Kunst einigen, aber eines steht wohl fest: Spätestens seit der Postmoderne gibt es keinen kollektiven Kunstbegriff mehr, sondern einen Individuellen. Ein jeder hat es in der Hand Kunst für sich zu entdecken und zu definieren. Ein Meilenstein der Freiheit.
Hm, ja, Freiheit.
Ich muss gestehen, dass mich das angreitft, weil ich wohl einen etwas enger gesteckten Kunstbegriff habe, als viele anderen.
Spätestens seit Karlheinz Stockhausens Äußerung die Anschläge auf das Wold Trade Center seien "das größte Kunstwerk, was es je gegeben hat", gefällt mir der Streit darüber, was Kunst ist nicht mehr so gut; zu viel Provokation, zu aufgeladene Stimmung, zuviel Angst vor der vielgerühmten Freiheit.
Stockhausenes Standpunkt ließe sich durchaus halten, wenn ich auch nicht seiner Meinung bin; Er wurde dafür sanktioniert, wer will entscheiden ob zu Recht oder zu Unrecht? Befindlichkeiten.
Für mich ist Kunst ein weites Feld und ich würde Herrn Stockhausen nicht unhöflich behandeln, wenn er mich mal irgendwo nach dem Weg fragt. Persönlich würde ich jedoch eher sagen, dass Kunst eine Verbindung herstellt und eine Erfahrung kommuniziert, eine Epiphanie, die nichts mit Gott zu tun haben muss. Man erlaube mir, ein Beispiel anzuführen:
http://www.americanpoems.co…
Dieses Gedicht von W. C. Williams ist an Einfachheit kaum zu schlagen und weder Form noch Inhalt haben die Komplexität einer Oper oder die Finesse eines Sonetts, aber ich empfinde das zugrundeliegende Gefühl als sehr stark. Für mich ganz eindeutig große Kunst, obwohl ich nicht mal Pflaumen mag.
Tja, Freiheit ist immer problematisch, es entstehen divergierente Auffassung, sonst wäre es ja auch keine Freiheit und allzu merkwürdige Betrachtungen (wie die von dir angeführte) werden von den wenigsten geteilt werden. Selbst wenn wir es wollten (und ich halte es nicht für wünschenswert) können wir nicht mehr zurück, die Kunst lässt sich nicht mehr in ein kollektives Korsett zwängen. Alles was bleibt scheint der Verweis auf den "guten Geschmack" und Stockhausens Äußerung wurde von der Mehrheit als geschmacklos angesehen. In der Freiheit des individuellen Kunstbegriffs wirkt ein seichter intersubjektiver Begriff von Anstand – was brauchen wir mehr?
Ich denke, dass gute Kunst sich immer aus einem freien Raum her entwickelt und sie das auch zur blöden maschinellen Reproduktion in den Gegensatz stellt. Was kein ausschließender Gegensatz ist, denn Kunst lässt sich problemlos maschinell reproduzieren. Den Anfang aber, den Ursprung, das erste künstliche Ding muß ein Mensch aus einer Haltung heraus schaffen, die Freiheit enthält.
Wirkungen und Deutungen der Kunst können ganz verschieden sein, weswegen einige auf die irrige Idee verfielen, über Kunst ließe sich nicht streiten. Ich persönlich meine über Kunst lässt sich ganz vortrefflich streiten und ziehe kritische, geistige, provozierende, zum Denken anregende Wirkungen und Deutungen vor- auch wenn ich der surrealistischen-, der dadaistischen Kunst nicht abschwören kann. Selbstverständlich müssen sich die genannten Kunstrichtungen und Deutungen derselben Kunstrichtungen nicht widersprüchlich und auschließend begegnen, wie ich am Beispiel der Kochkunst beweisen will:
http://80meals.blogspot.com/
In diesem virtuellen Kochkunstprojekt stimmen sowohl kritische Elemente (wie Xenophobie und Rassismen) mit surrealistischen (Extase und Lust) und mit dadaistischen (Leberwurst und saure Grütze) in friedlicher und freier Assoziation überein. Alles in allem ein gelungenes Internet-Kunstwerk wie ich meine.
Ich meld mich Mal wieder 🙂
Naja, Kunst ist etwas, das man durch lange Übung erreicht und nicht in einem Intensivkurs erlernt.
Das muss nicht ein Bild oder Kalligraphien sein.
Man kann auch ein Instrument außerordentlich gut zu beherrschen als Kunst ansehen. Vielleicht solltet ihr Mal über Zen Buddhismus lesen, dabei wird vieles als Kunst angesehen und der Begriff definiert.
Warum ist im Namen KampfKUNST denn auch KUNST?
http://www.kampfkunst-e-boo…
@Phillip: Wäre die Mona Lisa keine Kunst für dich, wenn sie durch Zufall an der Innenseite eines gebrauchten Taschentuchs "entstanden" wäre?
Ich finde oft hat der Zufall mehr "Kunst" in sich als jemand der seit Jahren versucht etwas bestimmtes zustande zu bringen.
hallo ihr!!!
Da euer Diskussionsthema voraussichtlich in nächster Zukunft Thema meiner mündlichen Abiturprüfung wird, hab auch ich mir einige Gedanken zu der Problematik: was ist Kunst und was soll sie eigentlich leisten?, gemacht.
ich finde es sehr interessant mir hier die Meinungen anderer anzuhören und denke ähnlich wie Nils, dass Kunst vor allen Dingen aus freiem Raum entsteht und durch Empfindungen (Wut,Freude,Angst,Verzweiflung,Liebe) geprägt ist und wir Kunst aufgrund dieser einfließenden Subjektivität in kein "korsett mehr zwingen können". Jedoch frage ich mich ob die Auftragsliteratur aus dem Barock keine Kunst ist weil sie nicht aus persönlichem Empfinden und freiem raum entstanden ist, was auf den ersten Blick nicht unbedingt zu erkennen ist. ich wäre für eure meinung sehr dankbar…
Hallo Janina,
die vollkommen frei und individuelle Kunst, die aus Empfindungen entsteht und diese Ausdückt, ist, soweit ich weiß, eine relativ neue Sichtweise vin Kunst. Wobei ich dir jetzt nicht sagen kann, wann genau sie entstanden ist.
Aber was für dich vielleicht interessant ist zum Thema Auftragskunst:
Auch heute wird Kunst im Auftrag hergestellt und zwar mehr als man das sugeriert bekommt. Die erfolgreichen Künstler von heute machen ihre Kunst häufig nicht einmal mehr selbst, nachdem sie einen Auftrag vom Museum bekommen haben. Sie bestellen das Kunstwerk, wenn man es denn noch so nennen möchte, bei einer Agentur, geben die Eckdaten an, wie sie sich das vorgestellt haben (vielleicht sogar eine Skizze) und dann liefert die Agentur teilweise direkt ins Museum. Der Künstler selbst gibt dem ganzen nur noch seinen Markennamen und beansprucht "Die Idee" als sein Produkt. (Hab ich in einem Zeitartikel gelesen: http://www.zeit.de/2006/17/… )
Ich persönlich mag Kunst, die aus einem Prozess der persönlichen Auseinandersetzung mit einem Thema oder sich selbst entstanden ist, auch am liebsteb. Aber ich denke, dass auch barocke Auftragskunst auf alle Fälle Kunst ist. Dort war es vielleicht weniger das Motiv, wobei die Künstler damals in der Ausgestaltung der Vorgaben sicherlich auch einige künstlerische Freiheiten hatten, als das Schaffen an sich. Hinter einem so akribisch gemalten alten Bild steckt ein imenser Wille zur Perfektionierung der eigenen Fertigkeiten, was doch sicherlich einiges abverlangt hat und als Prozess der Auseinandersetzung mit sich selbst gesehen werden kann. Ich glaube, das Künstlerische ist hier nur an anderer Stelle zu suchen, als bei unserern modernen Kunstwerken.
Kunst ist in meinen Augen, eine freie, individuelle, (fast) grenzenlose Umsetzung von Gedankengut, Kreativität, Ideenreichtum, Körper und Seele.
Wozu ist Kunst gut?-war die Frage.
Da könnte man fast auch fragen: Wozu ist Leben gut ?…Was ist der Sinn meines (des) Lebens?
Ich glaube für einen Menschen, der sich (künstlerisch) ausdrückt steckt auch immer dahinter den Sinn seines Lebens zu entdecken.
Dafür braucht er die Befreiung von seinen Egogedanken um andere Ebenen erreichen zu können.
Nicht selten sprechen Künstler davon, dass die Idee nicht aus Ihnen selbst kam, sondern in sie hineingeflossen ist. Das war dann die Inspiration.
Also ist solche Kunst für den Menschen, der künstlerisch schafft, erstmal selber gut!!!
Der Rezipent (ob Betrachter, Hörer…) eines (solchen) Kunstwerkes kann, wenn er sich darauf einlassen kann, sich wieder an solche tiefen transpersonalen Wahrheiten erinnern und somit sich auch wieder mit (seinem) dem Sinn des Lebens verbinden.
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Augustinus sagte: "Liebe und tue was Du willst"
Kunst ist die Beschäftigung des modernen Menschen. Zum aktiven Ausführen oder passiven Zusehen.
Wer mit seiner Zeit nicht irgendwas macht, dreht durch.
Hallo ihr alle,
ich finde diesen Blog wirklich hr interessant, vor allem weil ich mich zurzeit für eine Rede in meiner Schule über genau dieses Thema vorbereite.
Ich würde gerne einen neuen Gedanken mit hineinwerfen:
Darf Kunst wirklich einen Zweck, eine Absicht haben? Damit haben sich viele nach dem 2. Weltkrieg auseinandergesetzt. In der Zeit des Faschismus in Europa wurde sehr oft die Kunst als Manipulierungsmittel eingesetzt, um die Bevölkerung zu beeinflussen und sie von faschistischen Idealen zu überzeugen. Aus diesem Grund sagten viele dann, dass die Kunst einfach nur Kunst sein sollte, keine bestimmte Aussage haben müsste und einfach zum Ausdruck von Gefühlen gedacht sei, um wirklich Kunst zu sein. Alles andere wäre Manipulation.
Was haltet ihr davon?
Fur mich ist es manchmal egal, welche Kunst zu geniessen. Es soll etwas sein. Die Mensche brauchen die Kunst, weil es ihres Leben toller und guenstiger macht. Jeder muss irgendwelche Anhänglichkeit haben. Das beste von allem waer die Anhänglichkeit zur Kunst denn zum Alkohol.