Warum ist die Philosophie so kompliziert? Sie sollte doch ganz einfach sein. – Die Philosophie löst Knoten in unserem Denken auf, die wir unsinnigerweise hineingemacht haben; dazu muß sie aber ebenso komplizierte Bewegungen machen, wie diese Knoten sind. Obwohl also das Resultat der Philosophie einfach ist, kann es nicht ihre Methode sein, dazu zu gelangen.
Die Komplexität der Philosophie ist nicht die ihrer Materie, sondern, die unseres verknoteten Verstandes.
Die Komplexität der Philosophie ist nicht die ihrer Materie, sondern, die unseres verknoteten Verstandes.
Ludwig Wittgenstein
in: Wittgenstein: Philosophische Bemerkungen. Werkausgabe Band.2. Hsrg. von Rush Rhees. Frankfurt: Suhrkamp (1984): S.52 [Hervorhebung i. Orig.]
Hi Sonja,
ein sehr schönes Zitat von Wittgenstein hast Du da gefunden. Ich habe jetzt einige Zeit verwendet, darüber nachzudenken und bin auf die Frage gestoßen, wie es eigentlich sein kann, dass wir "unnötigerweise" Knoten in unser Denken hineingemacht haben.
Passiert das einfach so – irgendwie?
Und wenn die Philosophie ebenso "komplizierte Bewegungen machen muss, wie diese Knoten sind", dann ist das Philosophieren doch ein Erinnern des Prozesses des Knotenmachens. Ebenso ein Erinnern an etwas Unnötiges.
Die Frage nach dem Wesen eines Dinges wäre die Frage nach dem unverknoteten Zugang dazu. Und die Frage nach dem Wesen des Menschen wäre die Frage danach, zu welchen Verknotungen im Denken wir neigen.