Platon schreibt in seinem siebten Brief, den er an die Freunde Dions richtet, von seinen drei Reisen nach Sizilien. Er berichtet vom Enstehen seiner Freundschaft zu Dion, von Dions Hoffnungen den Tyrannen von Sizilien, Dionysios I, für die Philosophie zu gewinnen, was Anlass der zweiten Reise Platons nach Sizilien war. Nachdem dies fehlschlug entschloss sich Platon, der bereits in hohem Alter war, unter vielen Bitten zu einer dritten Reise nach Sizilien, um das, was bei Dionysios I fehlschlug, bei dessen inzwischen regierenden Sohn, Dionysios II, erneut zu versuchen.
Obwohl davon gekündet wurde, Dionysios II sei sehr belesen und interessiert an der Philosophie, war Platons dritte und letzten Reise von einem äußerst negativen Verlauf gekennzeichnet, in deren Folge er von Dionysios nicht mehr in seine Heimat entlassen wurde und es viel Aufwandes bedurfte, sich aus den Banden des Tyrannen zu befreien und Sizilien wieder zu verlassen. Es ist auf eben dieser dritten Reise, auf der Platon eine Probe ersinnt, den wahren vom scheinbaren Philosophen zu scheiden.
Platons Prüfung ist vergleichsweise einfach. Er legt schlicht dar, welch ein mühsames Geschäft die Philosophie ist und wie viel sie dem Menschen abverlangt, um zu einer Erkenntnis zu gelangen. Er geht davon aus, dass der wahre Philosoph, nachdem er den mühsamen Weg aufgezeigt bekommen hat, seine Kräfte sammelt und gar nichts anderes will, als diesen Weg zu beschreiten, ja sogar anders nicht mehr Leben könnte, als sein ganzes Streben auf die Philosophie zu richten und demnach auch jegliches Tagewerk daran zu orientieren. Kurz, das Leben erfüllt von der philia (Liebe) für die sophia (Weisheit) zu leben.
Jenen unphilosophischen Menschen hingegen, die nur mit ihrem Scheinwissen prahlen, wird ein derartig mühevoller und schwieriger Weg nicht gangbar scheinen. Sie werden nicht den Weg des wahren Philosophen beschreiten, sondern sich unter Umständen sogar noch einreden, sie wüssten ohnehin bereits das Wichtigste – eine Haltung, die im Übrigen auch Dionysios II einnahm, noch bevor Platon den Weg zur Erkenntnis überhaupt fertig dargelegt hatte.
Platon: Siebter Brief. 340a-341b